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Study trip to Chicago
April 22, 2014 @ 8:00 am - April 30, 2014 @ 5:00 pm
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Chicago als globale Stadt. Transatlantische und Transpazifische Perspektiven im frühen 20. Jahrhundert.
Prof. Hans B. Thomsen, Prof. Bettina Gockel, Prof. Wolfgang Kersten
Spätestens mit der Weltausstellung (World’s Columbian Exposition) 1893 etablierte sich Chicago als amerikanische Weltstadt. Die Weltausstellung präsentierte nicht nur den industriellen Fortschritt und hatte nicht nur direkte Auswirkungen auf Architektur und Stadtplanung, sondern auch einen nachhaltigen Einfluss auf Kunst und Architektur in Chicago, vor allem im Hinblick auf den Blick nach Europa und nach Ostasien. So waren einerseits japanische und chinesische Architektur, Kunst, und Kunsthandwerk prominent auf der Weltausstellung vertreten, und es wurden andererseits erstmals französische Impressionisten ausgestellt. Hinter dieser repräsentativen Fassade bot Chicago aber auch ein ganz anderes Bild einer Weltstadt: Vom Dichter Carl Sandburg als “Hog butcher for the world” bezeichnet, bildeten die Union Stock Yards, die Schlachthöfe der Stadt, einen Hort der sozialen Verelendung, in dem mehrheitlich Einwanderer unter katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen ein Auskommen finden mussten. Im Spektrum dieser beiden Extreme stellt das Chicago der Jahrhundertwende sprichwörtlich einen Prototypus der globalen Metropole schlechthin dar.
Ziel der Exkursion ist es, unter Berücksichtigung dieser städtischen und sozialen Identitätsbildung im globalen Kontext die transatlantischen und transpazifischen künstlerischen Beziehungen während der Weltausstellung und in den darauf folgenden Jahrzehnten zu untersuchen. Schwerpunkte bilden private und Museumssammlungen ostasiatischer und europäischer Kunst und Fotografie, wobei besonderes Augenmerk auf deren Sammlungsgeschichte gelegt werden soll. Diese Themen werden in den Kontext der Architektur- und Stadtgeschichte gestellt, wobei die Museumsarchitektur wie auch die moderne Hochhausarchitektur im Blickpunkt stehen werden. In allen diesen Bereichen gibt es zahlreiche Überschneidungen der Blicke nach Europa und nach Ostasien: So führte beispielsweise der deutsche Anthropologe Berthold Laufer mehrere Expeditionen nach China für das Chicagoer Field Museum durch, deren Resultate sich heute noch in der Sammlung befinden; Kate Sturges Buckingham und ihre Geschwister sammelten sowohl ostasiatische Kunst als auch europäische mittelalterliche Kunst, die zum Grundstock der Sammlungen des Art Institute wurden; und László Moholy-Nagy und Ludwig Mies van der Rohe brachten in den 1930er Jahren die Ideen des Bauhaus nach Chicago (New Bauhaus), wobei sie selbst – wie schon Frank Lloyd Wright vor ihnen – durch die ostasiatische Ästhetik beeinflusst wurden.
Die Exkursion wird von drei Wissenschaftlern des KHIST geleitet, die sich in ihren Forschungsschwerpunkten im Hinblick auf diese Exkursion ideal ergänzen: Prof. Thomsen leitet die Themen zur ostasiatischen Kunstgeschichte, Prof. Gockel die Themen zur Bildkunst, Prof. Kersten zur Architektur und zeitgenössischen Kunst im öffentlichen Raum. Zwei wissenschaftliche Assistierende aus den Bereichen der europäischen/nordamerikanischen und ostasiatischen Kunstgeschichte begleiten die Exkursion. Wie schon auf der Exkursion nach Japan im Jahr 2009 sollen die Studierenden in vorgängigen gemeinsamen Sitzungen auf die Inhalte der Exkursion vorbereitet werden. So wird gewährleistet, dass die Studierenden nicht allein ihre Spezialinteressen verfolgen, sondern dass es eine gemeinsame wissenschaftliche Basis gibt, zu der ein Reader für alle Exkursionsteilnehmer erarbeitet werden wird. Ausserdem bereitet jeder Studierende zwei Themen vor und erhält in kleinen Gruppen inhaltliche Aufgaben zur Vorbereitung der Exkursion (zum Beispiel im Kontext der Erarbeitung des Readers usw.).